Bericht über die Jahrestagung der Europaschulen Schleswig-Holstein am 12. und 13. 11.2009
(Bk 18.11.9)
Unter dem Thema „Europaschulen – Lernen für Europa“ versammelten sich weit über 70 Schulleitungs- und Lehrkräfte, Eltern und Schülerinnen und Schüler. Für zwei Tage waren Abgesandte der 30 schleswig-holsteinischen Europaschulen im Bildungszentrum Tannenfelde zu Gast. Organisatoren waren die Europa-Union Schleswig-Holstein und der Verein der Europaschulen mit ihrer Geschäftsführerin Eva Karnstedt. Dessen stellv. Vorsitzender, OStD Ulrich Wiethaup, und der Landesschulbeauftragte der Europa-Union, Joachim Brunkhorst, führten durch die Tagung. Der Fachtag verlief dreigleisig: für eine Schülergruppe stand das Planspiel „Die Zukunft Europas“ auf dem Programm, die zweite Schülergruppe absolvierte ein Europa-Moderatorentraining und die Gruppe der Schulleitungs- und Lehrkräfte und der Eltern besuchte mehrere Workshops zur Europabildung.
Betreut von Joachim Brunkhorst, wählten die Oberstufen-Schülerinnen und -Schüler der ersten Gruppe zunächst einen Kommissionspräsidenten, der für die Tagesordnung verantwortlich war, und eine Vizepräsidentin, die sich auch für Umweltfragen zuständig erklärte. Außerdem besetzten sie weitere Ämter in der Europäischen Kommission und die Staatenvertretungen im Ministerrat. Die für das Planspiel entscheidenden Rollen aber waren die Vertretungen der Kandidatenländer Kroatien, Türkei und Ukraine. Während es im ersten Teil des Spiels um die Suche nach einer gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik der Europäischen Union ging, wurden im zweiten Teil “ mit großem Ernst und viel Sachkenntnis “ die Beitrittsverhandlungen geführt. Das Ergebnis: Kroatien und die Ukraine werden mit Auflagen, die eine Beschränkung der Freizügigkeit für Arbeitskräfte vorsehen und die konsequente Verwirklichung der Minderheitenrechte betreffen, als neue Mitglieder in die EU aufgenommen. Der Türkei sollte ein Beitritt ermöglicht werden, nachdem der Annäherungsprozess an den europäischen Standard für Menschenrechte abgeschlossen wäre. Ökonomisch gesehen wurde die Türkei bereits jetzt als beitrittsfähig beurteilt.
Eine zweite Schülergruppe ließ sich zu Europa-Moderatoren ausbilden. Nach dem Motto „Schüler lernen von Schülern“ sollten sie mit Schülerinnen und Schülern der 6. Klassen Unterricht zu der Frage machen: „Was habe ich mit Europa zu tun?“ Ihre rhetorische Ausbildung erhielten sie bei der Mediatorin Susanne Lau vom IQSH, die ihnen Sprechen und Auftreten vor Publikum beibrachte. Die inhaltliche Vorbereitung und die Umsetzung in zwei Europaschulen leitete der Student Arne Hammerich, wobei auch das von ihm entwickelte Lernspiel „Europoly“ eingesetzt wurde. Während der abschließenden Plenartagung stellten die Europa-Moderatoren ihre pädagogischen Erfolge bei den Sechstklässlern unter Beweis.
Planspiel und Moderatorentraining wurden unterbrochen durch die Erfahrungsberichte von Dr. John Goss (Landesjugendring und EuroPeer) und der Studentin Charlotte Herbst. Sie informierten die Schülerinnen und Schüler über attraktive Möglichkeiten, mit entsprechender Schulung Auslandserfahrungen im europäischen Raum zu sammeln.
Für Schulleitungs- und Lehrkräfte und interessierte Eltern begann ein gesondertes Programm mit der „Methodik und Didaktik des Unterrichts über Europa in den Klassenstufen 5 und 6″vorgetragen von Dr. Barbara Langlet-Ruck vom IQSH. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen im Ergebnis zu einem vorbildlichen Europa-Curriculum. Es enthält den fächerübergreifenden Ansatz und nimmt auch die Idee des „Lernens durch Lehren“auf, die in der Schülergruppe der „Europa-Moderatoren“ schon praktiziert wurde.
Mit der „Begutachtung von Unterrichtsmaterial“beschäftigte sich das nächste Fortbildungsangebot unter Leitung von OStD Klaus Müller. Nach den Kriterien „Motivationsgrad, Einbindung der Fächer, Qualität, Differenzierung, Handlungsorientierung und Verfügbarkeit“wurden Europa-Broschüren und Projektmappen verschiedener Verlage bewertet.
Als Parallelveranstaltung wurden die Themen „Arbeiten in Europa – ein didaktischer Rahmen“durch MR i.R. Dieter Lubeseder und „Einführung in das KMK-Fremdsprachenzertifikat: Anregungen für die Unterrichtsgestaltung in der beruflichen Schule“ durch Margit Müller vom Bildungsministerium und Irene Eckart vom IQSH aufbereitet.
Abgeschlossen wurden die Arbeitsthemen durch ein von Ulrich Wiethaup moderiertes Gespräch der Lehrkräfte und Eltern mit den Leiterinnen und Leitern der Europaschulen in Hamburg und den Vertretern der Hamburger Senatskanzlei und der Behörde für Schule und Berufsbildung. Es ging um Möglichkeiten einer künftigen Zusammenarbeit und die Vorbereitung der 5. Bundesnetzwerktagung 2011. Die Gesprächsteilnehmer waren sich einig, dass der Ideenaustausch zwischen den Europaschulen auch über die Ländergrenzen hinaus gepflegt werden müsse.
Welcher Stellenwert dem Fachtag der Europaschulen im Lande Schleswig-Holstein zukommt, wurde durch den Besuch des gerade ernannten Ministers für Bildung und Kultur, Dr. Ekkehart Klug, offenkundig. In seinem „After-Dinner-Speech“ hob er die Wichtigkeit der Europabildung in allen Schularten hervor und sagte seine Unterstützung bei europäischen Projekten zu.
Auch die europäische Prominenz war auf dem Fachtag vertreten, und zwar in Gestalt der frisch gewählten Schleswig-Holsteiner Europa-Abgeordneten Britta Reimers. Mit ihrer Unbefangenheit und ihrer Fachkompetenz besonders in Agrarfragen beeindruckte sie ihre jugendlichen und erwachsenen Zuhörer.
Am Ende der diesjährigen Jahrestagung der Europaschulen war man sich bewusst, hier seine Europakompetenz wesentlich erweitert zu haben “ ob im Rollenspiel oder als Moderator, bei der Unterrichtsplanung oder für die Schulentwicklung!
Joachim Brunkhorst
Europaschulen – Lernen für Europa
Bildungsminister Dr. Ekkehard Klug will Arbeit der Europaschulen fördern
Jahrestagung des Vereins der Europaschulen in Schleswig-Holstein am 12. und 13. November 2009 im Bildungszentrum Tannenfelde
Einmalig in Deutschland sind die Tagungen der Europaschulen Schleswig-Holsteins.
Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler, Eltern und Schulleiterinnen und Schulleiter tagen jährlich gemeinsam,
um sich über unterrichtliche und außerunterrichtliche Europaaktivitäten zu informieren.
In diesem Jahr hörten die 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den 30 Europaschulen im Lande Schleswig-Holstein z.B.
einen Vortrag zu Methodik und Didaktik des Unterrichts über Europa in den Klassenstufen 5 und 6 und
begutachteten Unterrichtsmaterialien der Schulbuchverlage und der Europäischen Kommission.
Die Vertreterinnen und Vertreter der Beruflichen Schulen befassten sich mit dem KMK-Fremdsprachenzertifikat und
dem modernen Fremdsprachenunterricht in der Berufsschule. Die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler konnten
sich zu Multiplikatoren ausbilden lassen, um an ihren Schulen Unterrichtseinheiten zu Europa in den 6. Klassen
durchzuführen.
Ebenso angeboten wurde ein Planspiel zur Europäischen Außen-, Sicherheits- und Erweiterungspolitik.
Mit Vertreterinnen und Vertretern aus der Hamburger Senatskanzlei, der Behörde für Schule und Berufsbildung
und den Hamburger Europaschulen wurde über Möglichkeiten einer zukünftigen Zusammenarbeit und über eine gemeinsame
Tagung in Hamburg und Schleswig-Holstein im Jahr 2011 gesprochen. Die neu gewählte Europaabgeordnete Britta Reimers
war gekommen, um über ihre ersten Arbeitswochen im Europäischen Parlament zu berichten und den Europaschulen
Unterstützung anzubieten bei Kontakten nach Brüssel und Straßburg. Ein Höhepunkt der Jahrestagung aber war sicher
für viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Besuch von Dr. Ekkehard Klug, Minister für Bildung und Kultur des
Landes Schleswig-Holstein. Obwohl erst 14 Tage im Amt, zeigte sich Dr. Klug über die Arbeit an den 30 Europaschulen
im Lande gut informiert und begrüßte deren vielfältige Europaaktivitäten.
Er würdigte das Engagement aller Beteiligten an den Europaschulen und bot seine Unterstützung an. „Mir geht es besonders um die Vorbereitung junger Menschen auf den europäischen Arbeitsmarkt und die Verbesserung ihrer Berufschancen“, sagte der Vereinsvorsitzende Michael Thomas Fröhlich in seiner Begrüßung, der zugleich Hauptgeschäftsführer von UV-Nord ist.
Junge Menschen müssten erkennen, dass sie sich fit machen müssen für den europäischen Arbeitsmarkt, und hob weiter hervor, dass Absolventinnen und Absolventen von Europaschulen wegen ihrer interkulturellen Kompetenzen bei Einstellungsgesprächen Vorteile hätten. Es sei wünschenswert, dass möglichst viele junge Menschen schon während ihrer Schulzeit oder Ausbildung in den Genuss eines Auslandsaufenthaltes kämen.
Ulrich Wiethaup
stellv. Vorsitzender
Didaktischer Rahmen für „Arbeiten in Europa“
Von der Motivation über die Qualifikation zum Arbeitsplatz in Europa
von Dieter Lubeseder mehr hier»